Donator-Qubits sind eine spezielle Art von Qubits, die auf einzelnen Donatoratomen in Halbleitermaterialien basieren, insbesondere in Silizium. Ein typisches Beispiel ist ein Phosphoratom, das in eine Siliziummatrix eingebracht wird. Dieses Donatoratom besitzt ein zusätzliches Elektron, das durch seine Spinzustände als Qubit fungieren kann.

Der fundamentale Mechanismus basiert auf der Tatsache, dass das überschüssige Elektron des Donators in einem lokalisierten Zustand nahe dem Donatorkern gehalten wird – ähnlich wie ein Wasserstoffatom, jedoch innerhalb eines Festkörpers. Die beiden Spinzustände des Elektrons, also \left| \uparrow \right\rangle und \left| \downarrow \right\rangle, bilden die Basiszustände des Qubits. Alternativ kann auch der Kernspin des Donatoratoms als Qubitzustand genutzt werden, was aufgrund seiner extrem langen Kohärenzzeiten besonders attraktiv ist.

In formaler Sprache wird der Qubit-Zustand als kohärente Superposition dieser beiden Basiszustände beschrieben:

|\psi\rangle = \alpha |\uparrow\rangle + \beta |\downarrow\rangle mit \alpha, \beta \in \mathbb{C} und |\alpha|^2 + |\beta|^2 = 1.

Die Kontrolle über den Qubitzustand erfolgt typischerweise über Mikrowellenpulse und externe Magnetfelder, welche gezielte Spinzustandsrotationen ermöglichen. Die Auslesung wiederum kann über Spin-abhängige Tunnelprozesse oder über Ladungstransfer in quantenpunktbasierten Detektoren erfolgen.

Abgrenzung zu anderen Qubit-Typen

Um Donator-Qubits im Gesamtkontext der Quanteninformationstechnologie richtig einordnen zu können, ist es hilfreich, sie mit anderen gängigen Qubit-Implementierungen zu vergleichen.

Transmon-Qubits

Transmon-Qubits sind supraleitende Qubits, die auf Josephson-Kontakten basieren. Sie gehören zu den am weitesten entwickelten Plattformen für Quantencomputer und werden unter anderem von Google, IBM und Rigetti eingesetzt. Im Gegensatz zu Donator-Qubits arbeiten sie mit makroskopischen Quantenzuständen elektrischer Schwingkreise.

Die Transmon-Architektur nutzt die nichtlineare Induktivität eines Josephson-Junctions, um wohldefinierte Energiepegel zu erzeugen. Diese Energiepegel dienen als Qubit-Zustände, typischerweise |0\rangle und |1\rangle. Die Skalierung erfolgt über supraleitende Chips, wobei jedoch komplexe Kühlinfrastruktur notwendig ist und die Kohärenzzeiten kürzer ausfallen als bei Donator-Systemen.

Spin-Qubits in Quantenpunkten

Spin-Qubits basieren auf einem ähnlichen physikalischen Prinzip wie Donator-Qubits, nutzen jedoch künstlich erzeugte Quantenpunkte anstelle echter Donatoratome. Der Elektronenspin innerhalb eines Quantenpunkts wird als Qubit genutzt. Die Flexibilität bei der Positionierung und Steuerung ist hier höher, allerdings erfordern Quantenpunkte komplexere lithographische Herstellungsprozesse und können stärkeren elektrischen Rauschquellen ausgesetzt sein.

Topologische Qubits

Topologische Qubits sind ein theoretisch äußerst robuster Qubittyp, der auf nichtabelschen Anyonen und Majorana-Fermionen basiert. Sie versprechen inhärente Fehlerresistenz durch nichtlokale Speicherung von Quanteninformation. Allerdings befinden sich experimentelle Demonstrationen solcher Systeme noch im Anfangsstadium, insbesondere im Vergleich zu bereits operationellen Donator-Systemen.

Warum Donator-Qubits? – Der technologische Reiz

Donator-Qubits bieten eine einzigartige Kombination aus physikalischer Eleganz und technischer Kompatibilität. Besonders hervorzuheben sind drei Aspekte:

Atomare Präzision bei minimaler Störung

Da Donator-Qubits einzelne Atome als Funktionseinheit nutzen, sind sie äußerst kompakt. In isotopenreinem Silizium (z. B. ^{28}\text{Si}) kann die Kernspinumgebung weitgehend eliminiert werden, wodurch extrem lange Kohärenzzeiten entstehen. Rekordwerte von bis zu mehreren Sekunden für den Kernspin und Hunderten Millisekunden für den Elektronenspin sind dokumentiert – ein Spitzenwert im Vergleich zu anderen Architekturen.

CMOS-Kompatibilität

Ein entscheidender Vorteil ist die Kompatibilität mit bestehenden Halbleiterfertigungsverfahren. Donator-Qubits können potenziell in bestehende CMOS-Prozesse integriert werden, wodurch industrielle Skalierung greifbar wird. Dies ist besonders relevant für zukünftige Quantenprozessoren, bei denen Hunderte oder Tausende von Qubits benötigt werden.

Fortschritte bei atomarer Platzierung

Techniken wie der Einsatz von Rastertunnelmikroskopen (STM) zur Platzierung einzelner Phosphoratome mit atomarer Präzision haben enorme Fortschritte gemacht. Gruppen wie die von Michelle Simmons an der UNSW Sydney haben bereits funktionsfähige Zwei-Qubit-Gatter demonstriert, bei denen Donatoren nur wenige Nanometer voneinander entfernt implantiert wurden.

Die Kombination aus Kohärenz, Skalierbarkeit und Fertigungskompatibilität macht Donator-Qubits zu einem der vielversprechendsten Kandidaten für die Quanteninformationstechnologie der Zukunft.

Physikalischer Hintergrund

Grundlagen der Quantenmechanik, die für Donator-Qubits relevant sind

Superposition und Quantenkohärenz

Die Konzepte der Superposition und Kohärenz sind zentrale Säulen der Quantenmechanik und bilden das theoretische Fundament für alle Qubit-Typen – insbesondere für Donator-Qubits.

Ein Qubit unterscheidet sich grundlegend von einem klassischen Bit, da es nicht nur die Zustände 0 oder 1 annehmen kann, sondern sich in einer Überlagerung beider Zustände befindet:

|\psi\rangle = \alpha |0\rangle + \beta |1\rangle, wobei \alpha, \beta \in \mathbb{C} und |\alpha|^2 + |\beta|^2 = 1.

Bei Donator-Qubits entsprechen die Zustände |0\rangle und |1\rangle typischerweise den Spinzuständen eines Elektrons oder eines Kerns, also z. B. |\uparrow\rangle und |\downarrow\rangle.

Quantenkohärenz bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, diese Superposition über eine gewisse Zeit stabil aufrechtzuerhalten. Die Kohärenzzeit ist daher ein entscheidendes Maß für die Qualität eines Qubits. Donator-Qubits zeichnen sich durch außergewöhnlich lange Kohärenzzeiten aus, was sie besonders für fehlerresistente Quantenoperationen prädestiniert.

Spinzustände und Hyperfeinwechselwirkungen

Der Spin ist ein intrinsischer Drehimpuls von Elementarteilchen wie Elektronen und Kernen. In Donator-Qubits wird entweder der Elektronenspin oder der Kernspin als Träger der Quanteninformation genutzt. Beide Spinsysteme haben zwei Zustände:

  • Elektronenspin: |\uparrow\rangle (Spin-up), |\downarrow\rangle (Spin-down)
  • Kernspin (z. B. für Phosphor mit I = 1/2): ebenfalls zwei Zustände

Die Wechselwirkung zwischen Elektronenspin \vec{S} und Kernspin \vec{I} führt zur sogenannten Hyperfeinwechselwirkung. Diese koppelt die beiden Spins miteinander und resultiert in einer Aufspaltung der Energieniveaus. Die Hamiltonfunktion für diese Kopplung lautet:

H_{\text{hf}} = A,\vec{S} \cdot \vec{I},

wobei A die Hyperfeinkopplungskonstante ist. Für Phosphor in Silizium beträgt A \approx 117,\text{MHz}.

Diese Kopplung ermöglicht nicht nur die Kontrolle des Systems über Mikrowellen- und Radiowellenpulse, sondern erlaubt auch komplexe Zwei-Qubit-Gatteroperationen zwischen Elektronen- und Kernspin.

Festkörperphysik und Halbleitertheorie im Kontext von Donatoren

Dotierung in Halbleitern: Phosphor in Silizium

Donator-Qubits nutzen gezielt die physikalischen Eigenschaften dotierter Halbleiter, insbesondere Silizium. Hierbei wird ein Fremdatom – typischerweise ein Element der Gruppe V wie Phosphor – in das Siliziumgitter eingebracht. Phosphor besitzt fünf Valenzelektronen, während Silizium nur vier hat. Das zusätzliche Elektron des Phosphors ist nur schwach an das Donatoratom gebunden und steht als Träger für den Qubit-Zustand zur Verfügung.

Dieser Zustand ähnelt dem des Wasserstoffatoms, jedoch eingebettet in das Kristallgitter. Die effektive Bohr-Radien sind durch die relative Dielektrizitätskonstante \varepsilon_r und die effektive Masse m^* modifiziert. Der effektive Bohr-Radius im Silizium beträgt typischerweise:

a^* = \frac{4\pi\varepsilon_0 \varepsilon_r \hbar^2}{m^* e^2}

und liegt bei etwa 2–3 nm. Dies erlaubt eine hochlokalisierte Kontrolle über den Elektronenzustand.

Die Platzierung einzelner Phosphoratome mit atomarer Präzision ist möglich durch Techniken wie STM-basierte Lithographie. Damit kann die exakte Quantenkopplung zwischen zwei benachbarten Donator-Qubits gesteuert werden.

Ionisierungsenergie und Bindungszustände

Das zusätzliche Elektron des Donators befindet sich in einem Bindungszustand, der durch die Ionisierungsenergie charakterisiert wird. Für Phosphor in Silizium beträgt diese:

E_b \approx 45,\text{meV}.

Diese Bindungsenergie ist ausreichend groß, um das Elektron bei tiefen Temperaturen (unter 1 K) im gebundenen Zustand zu halten, aber klein genug, um durch geeignete Gate-Spannungen ionisiert oder manipuliert zu werden.

Die Energieniveaus eines Donator-Elektrons im Silizium ähneln den Rydberg-Niveaus des Wasserstoffatoms, jedoch mit durch den Festkörper modifizierten Parametern. Das Donatorpotential wird durch das zentrale Zellpotenzial und die Umgebungsdielektrizität stark beeinflusst, was zu einer Vielzahl fein strukturierter Zustände führt, die für Quantenoperationen selektiv angeregt werden können.

Diese Bindungszustände können über externe elektrische Felder moduliert und damit dynamisch gesteuert werden, was zur präzisen Kontrolle von Logikgattern und Kopplungsprozessen genutzt wird.

Funktionsprinzip von Donator-Qubits

Der Elektronenspin als Qubit-Zustandsträger

Im Zentrum der Funktion eines Donator-Qubits steht der Spin eines einzelnen Elektrons, das an ein Donatoratom (typischerweise Phosphor) in einem Halbleitermaterial wie Silizium gebunden ist. Der Elektronenspin besitzt zwei quantisierte Zustände – |\uparrow\rangle und |\downarrow\rangle – die als die Qubitzustände |0\rangle und |1\rangle interpretiert werden können.

Die freie Wahl einer Überlagerung dieser Zustände erlaubt es, das Elektron als Träger einer Quanteninformation zu nutzen:

|\psi\rangle = \alpha |\uparrow\rangle + \beta |\downarrow\rangle, mit \alpha, \beta \in \mathbb{C} und |\alpha|^2 + |\beta|^2 = 1.

Die Spin-Eigenschaften des Elektrons hängen direkt von seiner magnetischen Wechselwirkung mit dem externen Feld ab. Diese Energieaufspaltung der beiden Spinzustände wird als Zeeman-Aufspaltung bezeichnet:

\Delta E = g \mu_B B,

wobei

  • g der g-Faktor (für Elektronen in Silizium etwa 1.998),
  • \mu_B das Bohrsche Magneton und
  • B das externe Magnetfeld ist.

Diese Energieaufspaltung erlaubt die selektive Anregung von Spinübergängen mittels Mikrowellenstrahlung.

Kontrolle durch elektrische und magnetische Felder

Die präzise Steuerung des Qubit-Zustands erfolgt über eine Kombination aus magnetischer Resonanz und elektrischer Gattertechnologie.

Elektronspinresonanz (ESR)

Durch Anlegen eines hochfrequenten Mikrowellenfelds mit Frequenz \nu, das der Energieaufspaltung zwischen |\uparrow\rangle und |\downarrow\rangle entspricht, kann ein kontrollierter Übergang zwischen den Spinzuständen induziert werden:

h\nu = \Delta E = g \mu_B B.

Das resultierende Phänomen, die sogenannte Rabi-Oszillation, beschreibt die periodische Besetzung der Spinzustände als Funktion der Anregungsdauer:

P_{\uparrow}(t) = \sin^2\left( \frac{\Omega_R t}{2} \right),

wobei \Omega_R die Rabi-Frequenz ist, die die Stärke der Kopplung zwischen Mikrowellenfeld und Qubit beschreibt.

Elektrische Gates und Tunnelkupplung

Neben der ESR können elektrische Felder verwendet werden, um die Energieniveaus von Donatoren durch den Stark-Effekt zu verschieben oder um Elektronen zwischen benachbarten Donatoren und Ladesensoren zu verschieben. Auf diese Weise lassen sich Zwei-Qubit-Operationen realisieren oder die Initialisierung/Auslesung präzise kontrollieren.

Elektrostatische Gates ermöglichen:

  • Detektion von Ladungszuständen über Quantenpunkt-Detektoren,
  • Steuerung der Tunnelraten zwischen Donatoren,
  • Realisierung von entfernungsabhängigen Kopplungselementen.

Gatteroperationen, Initialisierung und Auslesen

Qubit-Initialisierung

Die Initialisierung eines Donator-Qubits in den Grundzustand |\downarrow\rangle erfolgt durch thermische Relaxation in einem externen Magnetfeld bei tiefen Temperaturen (typisch < 100 mK). Aufgrund der Boltzmann-Statistik befindet sich das Elektron mit hoher Wahrscheinlichkeit im niedrigeren Spinzustand.

Alternativ kann die Initialisierung aktiv erfolgen, indem der Spinstatus durch gekoppelte Ladungszustände und Ausleseverfahren gezielt manipuliert wird.

Logikoperationen und Ein-Qubit-Gatter

Durch zeitlich kontrollierte Mikrowellenpulse können Ein-Qubit-Gatter realisiert werden, die einer Rotation auf der Bloch-Kugel entsprechen. Beispiele:

  • X-Gatter: R_x(\pi)
  • Hadamard-Gatter: Kombination aus X- und Z-Rotation
  • Allgemeine Rotation: R_n(\theta) = e^{-i\theta \vec{n}\cdot\vec{\sigma}/2}

Dabei sind \vec{\sigma} = (\sigma_x, \sigma_y, \sigma_z) die Pauli-Matrizen.

Zwei-Qubit-Gatter

Zwei benachbarte Donator-Qubits können über Austauschkopplung oder kapazitive Kopplung verbunden werden. Die typische Form des Kopplungsterms im Hamiltonoperator lautet:

H_{\text{int}} = J, \vec{S}_1 \cdot \vec{S}_2,

wobei J die Austauschkonstante ist. Durch gezielte Steuerung dieses Terms lassen sich kontrollierte NOT- (CNOT-) oder SWAP-Gatter realisieren.

Auslesemechanismen

Die Auslesung des Spinzustands kann durch Spin-abhängige Tunnelprozesse erfolgen. Ein typisches Verfahren ist das sogenannte Elzerman-Readout: Ein Elektron kann nur dann in einen Quantenpunkt tunneln, wenn sein Spin eine bestimmte Orientierung besitzt. Der resultierende Ladungszustand wird über einen Ladesensor (z. B. SET – Single Electron Transistor) detektiert.

Alternativ werden RF-Reflektometrie-Techniken verwendet, bei denen sich der Spin-Zustand indirekt über Änderungen der Impedanz eines Resonators auslesen lässt.

Dekohärenzmechanismen und Fehlerquellen

Obwohl Donator-Qubits durch ihre lange Kohärenzzeit bestechen, sind sie nicht vollständig frei von Störeinflüssen. Zu den wichtigsten Dekohärenzquellen zählen:

Magnetisches Rauschen durch Kernspins

In natürlichem Silizium sind ca. 4,7 % der Isotope ^{29}\text{Si}, welche einen Kernspin besitzen. Diese erzeugen ein rauschendes magnetisches Hintergrundfeld, das den Elektronenspin des Donators entkohärent:

T_2^* \approx \text{10–100},\mu\text{s} in nicht-isotopenreinem Silizium.

In isotopenreinem ^{28}\text{Si} können jedoch Kohärenzzeiten von über 1 Sekunde erreicht werden.

Ladungsrauschen und Gatterinstabilitäten

Fluktuationen in nahegelegenen Ladungszentren (z. B. durch Defekte im Gitter) können die Energielevel der Donator-Qubits beeinflussen. Dies wirkt sich besonders auf elektrisch gesteuerte Gates aus. Minimierung solcher Störquellen ist ein aktives Forschungsgebiet.

Temperatur- und Feldfluktuationen

Kleine Temperaturschwankungen oder Drifts im externen Magnetfeld führen zu langsamen Änderungen der Zeeman-Aufspaltung und damit zur Phasenverschiebung der Qubit-Zustände. Diese sogenannten Quasistatischen Fehler können teilweise durch dynamische Dekohärenzunterdrückung (z. B. Spin-Echo-Sequenzen) kompensiert werden.

Gatterfehler bei Mehr-Qubit-Systemen

Je mehr Donator-Qubits miteinander interagieren, desto sensibler wird das Gesamtsystem gegenüber Störungen und Crosstalk. Hier setzt die Entwicklung von Quantenfehlerkorrekturverfahren an, die Mehr-Qubit-Kodes wie den Surface-Code oder den Steane-Code nutzen.

Materialwissenschaftliche Aspekte

Relevante Materialien: Silizium, Germanium und isotopenreines ²⁸Si

Silizium ist das bevorzugte Wirtsmaterial für Donator-Qubits, da es sich durch ausgezeichnete Halbleitereigenschaften, eine weit entwickelte Fertigungsinfrastruktur und geringe intrinsische Störquellen auszeichnet. Doch nicht jedes Silizium ist gleich.

Silizium als Qubit-Host

Silizium bietet eine nahezu perfekte Plattform für Donator-Qubits, insbesondere weil die native Oxidschicht (SiO₂) hochwertige Gate-Dielektrika erlaubt. In kristallinem Silizium sind die Ladungsträgerbeweglichkeit, Bandstruktur und Defektdichte genauestens untersucht – eine Voraussetzung für kontrollierbare Quantenoperationen.

Germanium als alternative Plattform

Germanium (Ge) wird zunehmend als Alternativmaterial erforscht, da es im Vergleich zu Silizium eine höhere Ladungsträgerbeweglichkeit besitzt und potenziell stärkere Spin-Bahn-Kopplungen bietet. Für Donator-Qubits spielt es bisher eine untergeordnete Rolle, doch bei hybriden Architekturen oder in Kombination mit Silizium-Germanium-Heterostrukturen wird es interessanter.

Isotopenreines ²⁸Si

Die natürliche Zusammensetzung von Silizium umfasst etwa 92,2 % ²⁸Si, 4,7 % ²⁹Si (mit Kernspin I = 1/2) und 3,1 % ³⁰Si. Die isotopenreine Variante, bei der ²⁹Si und ³⁰Si nahezu vollständig entfernt wurden, ist entscheidend für lange Kohärenzzeiten. Denn: Nur ²⁹Si trägt durch seinen Kernspin zur Magnetfeldfluktuation bei.

Durch die Reduktion der ²⁹Si-Konzentration auf unter 100 ppm (parts per million) werden Dekohärenzeffekte dramatisch reduziert und die Kohärenzzeit T_2 steigt auf Werte im Sekundenbereich.

Implantationstechniken und atomare Platzierung

Die präzise Platzierung von Donatoratomen in einer Halbleitermatrix ist eine technische Herausforderung, deren Lösung den Weg für skalierbare Quantenprozessoren ebnet.

Ionenimplantation

Ein klassisches Verfahren zur Donatorplatzierung ist die Ionenimplantation. Dabei werden Phosphorionen mit definierter Energie in eine Siliziumoberfläche eingebracht. Die Implantationstiefe d hängt von der kinetischen Energie E und der Materialdichte ab:

d \propto \sqrt{E}.

Nach der Implantation ist ein „Annealing“-Prozess erforderlich, um Gitterdefekte zu heilen und den Donator zu aktivieren. Diese Methode eignet sich für großflächige Arrays, erreicht jedoch nur eine Platzierungsgenauigkeit im Bereich von mehreren Nanometern.

Rastertunnelmikroskopie (STM)-Lithographie

Eine der präzisesten Methoden ist die STM-Lithographie, wie sie etwa von der Gruppe um Michelle Simmons (UNSW Sydney) eingesetzt wird. Dabei wird ein Wasserstoffresist auf einer Siliziumoberfläche lokal entfernt, um einzelne Phosphoratome an definierten Gitterplätzen zu deponieren. Die Schritte:

  1. Wasserstoffresist: Passivierung der Oberfläche
  2. STM-Schreiben: Entfernung einzelner H-Atome
  3. Phosphorquelle: Adsorption und Einbau
  4. Epitaxie: Überwachsen der Donatorstruktur mit Silizium

Die Platzierungsgenauigkeit liegt hier im Bereich unterhalb eines Nanometers. Dies erlaubt die kontrollierte Kopplung benachbarter Qubits mit exakt definierter Austauschinteraktion J.

Einfluss der Kristallreinheit auf die Kohärenzzeiten

Ein weiterer entscheidender Parameter für die Leistung von Donator-Qubits ist die kristalline Reinheit des Wirtsmaterials. Je weniger Defekte, Versetzungen oder Verunreinigungen ein Kristall aufweist, desto stabiler bleibt die Quanteninformation.

Kristalldefekte als Rauschquellen

Punktdefekte, Fremdatome, Versetzungen oder Grenzflächenfallen führen zu:

  • Ladungsrauschen: Fluktuationen des elektrostat. Potenzials
  • Spinhintergrundrauschen: lokale Felder durch paramagnetische Zentren
  • Kopplung an Phononen: vor allem bei steigender Temperatur

Diese Rauschquellen beeinflussen direkt die Kohärenzzeit T_2^* (inhärente Phasenkohärenz) und T_2 (mit Echo-Sequenzen messbare Kohärenz). Hohe Kristallreinheit ist daher essenziell für eine zuverlässige Qubitsteuerung.

Float-Zone-Silizium

Zur Herstellung besonders reiner Kristalle wird oft die Float-Zone-Technik verwendet. Hierbei wird ein Siliziumstab lokal geschmolzen und der Schmelzbereich langsam entlang des Stabs verschoben. Die Unreinheiten sammeln sich im letzten Abschnitt, der später abgeschnitten wird.

Die resultierenden Kristalle erreichen Reinheiten von über 99,9999 % („Six-Nines“) und sind hervorragend für die Quantenanwendung geeignet.

Isotopenreine Materialien: Reduktion von Kernspindekohärenz

Wie bereits in Abschnitt 4.1.3 angedeutet, ist isotopenreines ²⁸Si eines der wichtigsten Materialien für Donator-Qubits. Der Kernspin-freie Charakter dieses Isotops verhindert die Hyperfeininteraktion mit Elektronenspins – der Hauptverursacher für Dekohärenz in natürlichen Siliziumproben.

Herstellung isotopenreiner Kristalle

Die Trennung der Siliziumisotope erfolgt typischerweise über Gaszentrifugentechnik oder durch chemische Isotopentrennung. Anschließend wird aus dem angereicherten Siliziumgas (\text{SiH}_4) durch chemische Gasphasenabscheidung ein hochreiner ²⁸Si-Kristall gezüchtet.

Resultierende Kohärenzzeiten

In isotopenreinem Silizium wurden folgende Kohärenzzeiten gemessen:

  • Elektronenspin-Kohärenzzeit: T_2 \approx 0{,}5 - 1{,}2,\text{s}
  • Kernspin-Kohärenzzeit (³¹P): T_2 > 30,\text{s}

Diese Werte übertreffen andere Qubit-Plattformen um Größenordnungen und sind ein entscheidendes Argument für die Nutzung isotopenreiner Materialien in der Quanteninformatik.

Technologische Implementierung

Donator-Qubits in Siliziumchips

Die physikalischen Prinzipien hinter Donator-Qubits lassen sich dank moderner Nanofabrikationstechniken in funktionale Siliziumchips überführen. Der grundlegende Aufbau eines Donator-Qubit-Chips besteht aus folgenden Komponenten:

  • einem hochreinen Siliziumsubstrat (idealerweise isotopenrein),
  • präzise positionierten Donatoratomen (z. B. Phosphor),
  • Nanogattern für die Kontrolle elektrischer Felder,
  • Detektionseinheiten wie Single Electron Transistors (SETs) oder Quantenpunkt-Sensoren.

Aufbau einer Donator-Qubit-Zelle

Eine typische Qubit-Zelle besteht aus einem Donator-Spin-Zentrum, das zwischen mehreren Metall-Gate-Elektroden liegt. Diese steuern das lokale elektrische Potenzial und ermöglichen:

  • die Kontrolle über den Bindungszustand des Elektrons,
  • die Erzeugung von Tunnelbarrieren zu benachbarten Regionen,
  • die Konditionierung des Spinzustands durch Mikrowellen-Resonatoren oder RF-Felder.

Der Donator befindet sich wenige Nanometer unter der Siliziumoberfläche, in direkter Nähe zu den Gate-Strukturen. Die Positionierung erfolgt durch Ionenimplantation oder STM-Technologie (siehe Kapitel 4.2).

Kopplung über Einzelphotonen, Tunnelbarrieren und Gatter

Ein skalierbares Quantenprozessor-Design erfordert effiziente Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Donator-Qubits. Dafür kommen drei unterschiedliche Kopplungsmechanismen zum Einsatz:

Tunnelkopplung

Wenn zwei Donatoratome in einem Abstand von wenigen Nanometern platziert werden, überlappen ihre Elektronenwellenfunktionen, sodass ein quantenmechanischer Tunnelprozess stattfinden kann. Dies führt zur Austauschkopplung, beschrieben durch den Hamiltonoperator:

H_{\text{int}} = J, \vec{S}_1 \cdot \vec{S}_2,

mit J als Austauschkonstante, abhängig vom Abstand r:

J(r) \propto e^{-r/\lambda},

wobei \lambda eine materialspezifische Längenskala ist.

Diese Kopplung ist äußerst empfindlich gegenüber der Donatorposition – bereits Abweichungen im Bereich von Atomdurchmessern verändern J um mehrere Größenordnungen.

Kopplung durch Gate-induzierte Felder

Durch gezielte Steuerung von Gatterspannungen kann eine indirekte Kopplung über Quantenpunkte oder Floating Gates hergestellt werden. Diese Kopplung ist variabel, ein- und ausschaltbar und bietet damit logische Kontrollmöglichkeit über Qubit-Qubit-Interaktionen.

Photonische Kopplung

Für größere Abstände (> 100 nm) ist Tunnelkopplung ineffizient. Stattdessen können Einzelphotonen oder Mikrowellen-Photonen in supraleitenden Resonatoren zur Vermittlung von Qubit-Qubit-Kopplungen genutzt werden. Die Hamilton-Funktion für die Kopplung eines Qubits an ein Resonatorfeld lautet:

H = \hbar\omega_r a^\dagger a + \frac{\hbar\omega_q}{2}\sigma_z + \hbar g (a^\dagger \sigma^- + a \sigma^+),

wobei

  • \omega_r die Resonatorfrequenz,
  • \omega_q die Qubitfrequenz und
  • g die Kopplungsstärke ist.

Dieses Modell ist als Jaynes-Cummings-Hamiltonian bekannt und bildet die Grundlage vieler quantenoptischer Kopplungskonzepte.

Integration in CMOS-kompatible Architekturen

Ein entscheidender Vorteil von Donator-Qubits liegt in ihrer Kompatibilität mit bestehender Halbleitertechnologie, insbesondere der CMOS-Technologie (Complementary Metal-Oxide-Semiconductor), die in der klassischen Mikroprozessorfertigung verwendet wird.

CMOS-Verfahren für Quantenhardware

Bereits heute ist es möglich, klassische Steuerelektronik und quantenmechanische Donatorstrukturen auf demselben Chip oder in eng gekoppelten 3D-Hybridsystemen zu integrieren. Dies erlaubt:

  • parallele Ansteuerung mehrerer Qubits,
  • Integration von Mikrowellenleiterstrukturen,
  • Aufbau komplexer Schaltmatrizen für Qubit-Adressen.

Zudem profitiert die Entwicklung von Donator-Qubit-Chips von jahrzehntelanger Erfahrung in der Silizium-Mikrofabrikation, etwa in Bezug auf:

  • Gate-Oxide mit geringem Leckstrom,
  • Low-k-Dielektrika zur Isolation,
  • Silizium-Nanodrähte für hohe Integrationsdichte.

Kühltechnische Aspekte

Da Donator-Qubits typischerweise bei Temperaturen unter 100 mK betrieben werden, müssen CMOS-kompatible Komponenten kryogenverträglich sein. Aktuelle Forschung befasst sich daher mit cryogenic CMOS (cryo-CMOS), d. h. der Entwicklung klassischer Steuerschaltungen, die bei tiefen Temperaturen effizient arbeiten.

Skalierbarkeit und Quanten-Logikoperationen

Die Implementierung großer Quantenprozessoren erfordert nicht nur zuverlässige Einzelqubits, sondern auch skalierbare Strukturen und logische Architekturen.

Qubit-Arrays und Adressierung

Donator-Qubits können als 2D-Arrays organisiert werden. Dabei ist jedes Qubit von Kontrollgattern umgeben, die das elektrische Potenzial lokal modulieren. Die Adressierung erfolgt durch „Crossbar“-Architekturen, ähnlich klassischen DRAM-Layouts.

Ein Beispielkonzept ist das „Shared Gate Architecture“-Modell, bei dem Gruppen von Qubits über gemeinsame Busse angesteuert werden.

Logikoperationen und Fehlerkorrektur

Einzelne und gekoppelte Qubit-Operationen bilden die Grundlage für Quantenlogikgatter wie:

  • Hadamard-Gatter
  • CNOT-Gatter
  • Toffoli-Gatter (kontrolliertes-kontrolliertes-NOT)

Zur Skalierung auf dutzende oder hunderte Qubits ist die Integration von Fehlerkorrekturverfahren essenziell. Donator-Qubit-Architekturen sind dabei mit gängigen Codes kompatibel, darunter:

  • Surface-Code: robust gegenüber lokalen Fehlern,
  • Steane-Code: effizient für depolarisierende Rauschmodelle,
  • Bacon-Shor-Code: geeignet für korrelierte Störungen.

Multiplexing und Steuerungskomplexität

Ein kritischer Faktor für die Skalierung ist die Reduktion der Leitungsverbindungen bei gleichzeitiger Erhaltung der Präzision. Strategien beinhalten:

  • Frequenzmultiplexing von Auslesesignalen,
  • lokale Steuerlogik bei tiefen Temperaturen,
  • Integration optischer Steuerpfade für noch höhere Dichte.

Donator-Qubits bieten durch ihre einfache Struktur und ihre CMOS-Kompatibilität vielversprechende Voraussetzungen, diese Herausforderungen langfristig zu meistern.

Wichtige Forschungsdurchbrüche

Die Arbeiten von Bruce Kane – Der Grundstein (1998)

Den theoretischen Ursprung der Donator-Qubit-Technologie legte Bruce Kane im Jahr 1998 mit seiner bahnbrechenden Publikation „A silicon-based nuclear spin quantum computer“ im Nature-Journal. In diesem Konzept schlug er vor, Qubits durch Kernspins von Phosphoratomen in isotopenreinem Silizium zu realisieren – gesteuert über klassische Gate-Elektroden.

Die wesentlichen Ideen von Kane:

  • Verwendung von ³¹P-Donatoren mit Kernspin I = 1/2
  • Manipulation der Hyperfeinwechselwirkung durch elektrische Felder
  • Gatterkopplung durch Ladungsschiebung und kontrollierte Tunnelbarrieren
  • CMOS-Kompatibilität als langfristige Skalierungsstrategie

Der zugehörige Hamiltonian des Systems lässt sich in vereinfachter Form schreiben als:

H = g_e \mu_B B S_z - g_n \mu_N B I_z + A, \vec{S} \cdot \vec{I},

wobei S und I die Spinoperatoren für Elektron und Kern darstellen. Die Idee, Kernspins als Qubits zu nutzen, beeindruckte durch die theoretisch erreichbaren extrem langen Kohärenzzeiten.

Kanes Konzept war visionär, wenngleich zur damaligen Zeit technologisch kaum realisierbar. Es setzte jedoch den Grundstein für mehr als zwei Jahrzehnte intensiver Forschung und wurde zum Referenzpunkt für viele Forschungsgruppen weltweit.

Atomar präzise Platzierung: UNSW Sydney und die Gruppe von Michelle Simmons

Die vielleicht spektakulärsten experimentellen Fortschritte in der Realisierung von Donator-Qubits wurden von Professor Michelle Simmons und ihrem Team an der University of New South Wales (UNSW Sydney) erzielt.

Technologische Pionierleistung

Simmons’ Gruppe nutzte STM-Lithographie, um einzelne Phosphoratome mit atomarer Präzision in Silizium zu platzieren. Die Schritte umfassen:

  • H-Layer-Entfernung durch STM auf Si(001)-Oberfläche
  • Phosphor-Dotierung durch Gasabscheidung
  • Rekristallisation mittels Si-Epitaxie
  • Einbindung in Nano-Gate-Architektur

Die Abweichung bei der Positionierung liegt unter 1 nm – ein entscheidender Durchbruch für kontrollierbare Qubit-Kopplung.

Veröffentlichung und Auszeichnungen

Im Jahr 2012 veröffentlichte das Team den ersten Einzel-Donator-Transistor. Später folgten experimentelle Belege für kontrollierte Kopplung von zwei benachbarten Donatoren. Für ihre Pionierarbeit wurde Simmons u. a. mit dem Australian of the Year 2018 und dem Fellowship of the Royal Society ausgezeichnet.

Erste Zwei-Qubit-Gatter und Multi-Qubit-Experimente

Ein Meilenstein in der experimentellen Entwicklung war der Nachweis kontrollierter Zwei-Qubit-Operationen mit Donator-Qubits. Die Realisierung solcher Gatter ist essenziell für jede Form von Quantenlogik.

Austauschinteraktion zwischen Donatoren

Die kontrollierte Kopplung zweier Elektronenspins über den Austauschterm

H_{\text{ex}} = J, \vec{S}_1 \cdot \vec{S}_2

ermöglicht Operationen wie das √SWAP-Gatter, das als Baustein für universelle Quantenoperationen dient. Voraussetzung: exakte Kontrolle des Kopplungsparameters J, der exponentiell vom Abstand abhängt.

Multi-Qubit-Arrays

In späteren Arbeiten konnte Simmons' Gruppe ein 3-Qubit-System realisieren, bei dem zwei Donatoren durch ein drittes Gatter steuerbar gekoppelt waren. Solche Konfigurationen erlauben die Implementierung von Toffoli-Gattern (kontrolliertes-kontrolliertes-NOT), ein wichtiger Baustein für Fehlerkorrektur und Quantenalgorithmen.

Diese Multi-Qubit-Architekturen demonstrieren eindrucksvoll, dass Donator-Qubits nicht nur theoretisch skalierbar sind, sondern auch experimentell kontrollierbar auf Chip-Ebene realisiert werden können.

Fortschritte im Quantenfehlerausgleich mit Donator-Systemen

Kein realer Quantenprozessor ist frei von Fehlern – daher ist die Quantenfehlerkorrektur (QEC) der Schlüssel zur praktischen Anwendbarkeit großer Qubit-Arrays. Donator-Qubits spielen in diesem Kontext eine zunehmend wichtige Rolle.

Surface-Code-Kompatibilität

Die einfache, lokale Interaktionsstruktur von Donator-Qubits macht sie ideal für die Implementierung des Surface Codes, einer der robustesten QEC-Strategien. Dieser Code nutzt ein 2D-Gitter von Qubits, bei dem Nachbar-Qubits durch einfache CNOT-Gatter miteinander verbunden sind.

Durch die Integration in Crossbar-Architekturen und durch präzise Kopplung lassen sich alle erforderlichen Logikoperationen realisieren.

Fehlerdiagnose über Ausleseketten

Donator-Qubits bieten durch ihre lange Kohärenzzeit und ihr stabiles Verhalten in isotopenreinem Material ideale Voraussetzungen für das Auslesen syndromrelevanter Fehlerzustände. Erste Experimente mit Fehlerauslese in kleinen Arrays zeigen bereits vielversprechende Rauschcharakteristiken.

Aktuelle QEC-Forschungslinien

Forschungsgruppen weltweit – u. a. am QuTech (Delft), CQC2T (Sydney) und am University of Wisconsin-Madison – entwickeln aktuell:

  • kompakte Surface-Code-Layouts für Donator-Qubits,
  • Gattersequenzen mit dynamischer Dekohärenzunterdrückung,
  • prototypische QEC-Cluster mit adaptiver Steuerung.

Ziel ist es, ein Donator-basiertes System mit logischen Qubits zu konstruieren, das fehlerkorrigierte Quantenoperationen über längere Zeiträume zuverlässig durchführen kann.

Vorteile und Herausforderungen

Vorteile

Donator-Qubits bieten eine Reihe an Vorteilen, die sie zu einem besonders attraktiven Kandidaten im Wettbewerb um die skalierbare Quanteninformationstechnologie machen. Ihre Stärken liegen nicht nur in der Physik, sondern auch in ihrer industriellen Anschlussfähigkeit.

Lange Kohärenzzeiten

Ein zentrales Merkmal der Donator-Qubits sind ihre außergewöhnlich langen Kohärenzzeiten – sowohl für den Elektronenspin als auch den Kernspin. In isotopenreinem Silizium (z. B. ²⁸Si) wurden folgende Werte experimentell nachgewiesen:

  • Elektronenspin-Kohärenzzeit: T_2 \approx 1,\text{s}
  • Kernspin-Kohärenzzeit: T_2 > 30,\text{s}

Diese Werte sind um Größenordnungen besser als bei supraleitenden Qubits oder Quantenpunkten, bei denen typischerweise T_2 \sim 10 - 100,\mu\text{s} liegt.

Besonders die Nutzung des Kernspins als Sekundär-Qubit oder Speicher-Qubit eröffnet faszinierende Möglichkeiten zur Implementierung speicherhierarchischer Architekturen – also Systeme mit „schnellen“ (Elektronenspin) und „stabilen“ (Kernspin) Qubits.

Industrielle Kompatibilität mit Halbleitertechnologie

Donator-Qubits lassen sich direkt in Siliziumplattformen implementieren – jenem Material, auf dem die gesamte moderne Mikroelektronik beruht. Daraus ergeben sich zwei entscheidende Vorteile:

  1. CMOS-Kompatibilität: Donator-Qubits können mit etablierten Lithographie- und Abscheidungsverfahren verarbeitet werden. Dies reduziert die Eintrittsbarrieren für industrielle Skalierung enorm.
  2. Zugriff auf existierende Fertigungsinfrastruktur: Produktionslinien in der Halbleiterindustrie arbeiten bereits mit atomarer Präzision. Donator-Qubit-Chips könnten daher potenziell mit denselben Tools skaliert und getestet werden.

Hohe Skalierbarkeit und Miniaturisierungspotenzial

Ein einzelnes Donator-Qubit benötigt nur einen Bruchteil der Fläche, die ein supraleitender Qubit oder ein Ionenfallensystem beansprucht. Die physischen Dimensionen eines Donator-Spin-Zentrums liegen im Bereich weniger Nanometer. Dies ermöglicht eine extrem hohe Packungsdichte – ein Schlüsselfaktor für die Realisierung großer Quantenprozessoren.

Zusätzlich erlaubt die geometrische Flexibilität (1D-, 2D- oder sogar 3D-Arrays) eine Vielzahl an Designoptionen für Gitterlayouts, Kopplungsschemata und Fehlerkorrekturcodes.

Herausforderungen

Trotz der genannten Vorteile stehen Donator-Qubits vor spezifischen technischen Herausforderungen, die maßgeblich für ihre praktische Umsetzung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit sind.

Extrem präzise Platzierungsanforderungen

Die Austauschkopplung J(r) zwischen benachbarten Donator-Qubits ist exponentiell empfindlich gegenüber Abstandsabweichungen. Ein Fehler in der Platzierung von nur einem halben Nanometer kann den Kopplungswert um mehrere Größenordnungen verändern:

J(r) \propto e^{-r/\lambda}

Dies bedeutet:

  • Bei zu großem Abstand ist die Kopplung unbrauchbar
  • Bei zu kleinem Abstand droht Delokalisierung des Elektrons

Die geforderte atomare Präzision in der Platzierung übersteigt die Fähigkeiten konventioneller Ionenimplantation. Verfahren wie STM-Lithographie sind zwar präzise, aber noch schwer skalierbar.

Geringe Kopplungsstärken bei größeren Distanzen

Während Qubits in supraleitenden Systemen durch Mikrowellenresonatoren über Millimeter-Distanzen gekoppelt werden können, sinkt die direkte Kopplungsstärke zwischen Donatoren schnell ab, sobald der Abstand über wenige Nanometer hinausgeht.

Dies erschwert:

  • die logische Vernetzung entfernter Qubits,
  • die Implementierung langreichweitiger Gatter,
  • die Realisierung nichtlokaler Quantenalgorithmen.

Photonenbasierte Kopplung und vermittelnde Resonatoren befinden sich zwar in der Forschung, sind aber bei Donator-Qubits noch in einem experimentellen Stadium.

Fehleranfälligkeit bei Implantation und Kontrolle

Donator-Qubits sind empfindlich gegenüber:

  • unvollständiger Aktivierung nach Implantation,
  • zufälliger Platzierung durch energetische Streuung,
  • lokalen Materialdefekten (z. B. Traps, Oxidationsfehler),
  • thermischer Diffusion bei Prozessierung.

Darüber hinaus ist die präzise Steuerung über elektrische Gates mit Anforderungen an Materialhomogenität, Grenzflächensauberkeit und Spannungsstabilität verbunden. Kleinste Abweichungen können zu Dekohärenz, Crosstalk oder Auslesefehlern führen.

Ein weiteres Risiko besteht bei der Langzeitstabilität: Implantierte Donatoren können durch Rekristallisation oder Relaxation des Gitters inaktiviert oder verschoben werden.

Anwendungen und Perspektiven

Donator-Qubits in Quantencomputern

Die primäre Anwendung von Donator-Qubits liegt in der Realisierung von universellen Quantencomputern. Dank ihrer langen Kohärenzzeiten, hohen Skalierbarkeit und CMOS-Kompatibilität sind sie eine attraktive Plattform für großskalige Quantenprozessoren.

Universelle Quantenverarbeitung

Donator-Qubits erfüllen die Voraussetzungen für ein universelles Quantencomputing-Modell gemäß der DiVincenzo-Kriterien:

  1. Skalierbares Qubit-System (Donator-Arrays in Silizium)
  2. Initialisierbarkeit (thermisch oder elektrisch gesteuert)
  3. Lange Kohärenzzeiten
  4. Universelle Gatter (z. B. ESR + Austauschkopplung)
  5. Qubit-spezifisches Auslesen

Durch die Verwendung von Einzel-Donatoren, kombiniert mit exakt steuerbaren Gattern, lassen sich standardisierte Ein- und Zwei-Qubit-Operationen realisieren – die Bausteine für beliebige Quantenalgorithmen.

Fehlerkorrigierte Qubit-Architekturen

Donator-Qubits sind besonders geeignet für den Einsatz in Fehlerkorrekturcodes, da ihre physikalischen Eigenschaften die Anzahl notwendiger Redundanz-Qubits deutlich reduzieren können. Das bedeutet: Weniger physikalische Qubits pro logischem Qubit → effizienterer Hardwareeinsatz.

Einsatz in hybriden Quantenarchitekturen

Donator-Qubits lassen sich auch hervorragend in hybride Quantenarchitekturen integrieren, in denen unterschiedliche Qubit-Typen gemeinsam eingesetzt werden, um komplementäre Stärken zu nutzen.

Speicher- und Rechenknoten

Ein typisches hybrides Modell ist die Trennung von:

  • schnellen Qubits (z. B. supraleitend) für Operationen,
  • stabilen Qubits (Donator-Kernspins) für Quanten-Speicherung.

Die Donator-Qubits übernehmen hier die Rolle kohärenter Zwischenspeicher, da sie Daten über Sekunden hinweg bewahren können – eine Eigenschaft, die in anderen Plattformen kaum erreichbar ist.

Kopplung über photonische Kanäle

In modularen Quantencomputern oder Quantenkommunikationsnetzwerken dienen Donator-Qubits als stationäre Knotenpunkte, während die Verbindung über photonische Kanäle (z. B. Mikrowellen- oder Infrarotphotonen) realisiert wird.

Erste Konzepte verbinden Donator-Qubits mit supraleitenden Resonatoren, um eine kopplungsbasierte Interkonnektivität zwischen Qubit-Modulen zu ermöglichen.

Potenzial für Quantensimulation und Metrologie

Neben der allgemeinen Quantenverarbeitung bieten Donator-Qubits auch hochinteressante Perspektiven für spezialisierte Anwendungen in den Bereichen Simulation und Messtechnik.

Quantensimulation

Quantensimulation ist die Anwendung von Quantencomputern zur Nachbildung komplexer Quantensysteme. Donator-Qubits eignen sich durch ihre direkte physikalische Interpretation als:

  • Modelle für Gitterspinsysteme (Heisenberg- oder Hubbard-Modelle),
  • Simulation von Elektronentransfer in Molekülen oder Festkörpern,
  • Analyse von topologischen Phasen.

Die Präzision in der Kopplung und Platzierung ermöglicht es, exakt steuerbare Quantenspin-Gitter zu erzeugen – ideal für die Untersuchung emergenter Vielteilchenphänomene.

Quantenmetrologie

In der Metrologie kann die Empfindlichkeit von Donator-Qubits gegenüber elektrischen und magnetischen Feldern genutzt werden. Anwendungen umfassen:

  • Nanoskalige Magnetfeldsensoren mit Elektronenspin-Readout
  • Elektronenspin-Resonanz-Spektroskopie einzelner Atome
  • Hochpräzise Frequenzstandards durch kontrollierte Hyperfeinkopplung

Solche Systeme sind insbesondere für die Charakterisierung von Materialien, Molekülen oder Halbleiterbauelementen in extremen Umgebungen (z. B. Tieftemperatur, Vakuum) hochinteressant.

Industrieanwendungen: Pharma, Materialdesign, Künstliche Intelligenz

Die langfristige Vision für Donator-Qubits geht weit über Laborexperimente hinaus. Sobald sie in großem Maßstab verfügbar sind, eröffnen sich neue Anwendungsfelder in Schlüsselindustrien.

Pharmazeutische Forschung

Durch die Simulation von Molekülorbitalen und Reaktionsdynamiken mit hoher Präzision könnten Donator-Qubit-basierte Systeme helfen, neue Medikamente zu entwickeln – schneller, gezielter und kosteneffizienter als mit klassischen Methoden.

Beispiel: Simulation der Elektronenstruktur komplexer Biomoleküle mit Qubit-basierten Hartree-Fock- oder VQE-Methoden (Variational Quantum Eigensolver).

Materialwissenschaft und Nanotechnologie

Die Entwicklung neuartiger Materialien – etwa für Batterien, Halbleiter oder supraleitende Komponenten – erfordert Simulationen auf atomarer Ebene. Donator-Qubits könnten helfen, Eigenschaften wie Leitfähigkeit, magnetische Kopplung oder Quantenphasenübergänge besser vorherzusagen.

Künstliche Intelligenz (Quantum AI)

In der KI-Forschung entstehen zunehmend Hybridmodelle aus Quanten-KI und Klassischer KI – z. B. Quantum Boltzmann Machines, Quantum Kernel Methods oder Quantenunterstützte Reinforcement-Learning-Algorithmen. Donator-Qubits könnten hier:

  • als präzise implementierbare Qubit-Arrays für Quantum Neural Networks dienen,
  • bei der Initialisierung und Stabilität von Zuständen Vorteile bringen,
  • eine robuste Plattform für wiederholbare Quanteninferenz bieten.

Vergleich mit anderen Qubit-Plattformen

Vergleich mit supraleitenden Qubits

Supraleitende Qubits, wie Transmons oder Flux-Qubits, gelten derzeit als die führende Plattform für industrielle Quantencomputer und werden von Unternehmen wie Google, IBM und Rigetti intensiv genutzt. Sie basieren auf Josephson-Kontakten und makroskopischen Quantenschwingkreisen.

Vorteile supraleitender Qubits:

  • Schnelle Gatterzeiten im Bereich von Nanosekunden
  • Gute Kopplungsmöglichkeiten über Resonatoren
  • Aktive Fehlerkorrektur-Forschung mit etablierten Layouts
  • Erfolgreiche Demonstration von Systemen mit 50+ Qubits

Nachteile im Vergleich zu Donator-Qubits:

  • Kürzere Kohärenzzeiten (T_2 \approx 20 - 200,\mu\text{s})
  • Größerer physikalischer Footprint (mm² statt nm²)
  • Erheblicher Energiebedarf für Mikrowellenansteuerung
  • Empfindlich gegenüber Streufeldern und Materialdefekten

Donator-Qubits punkten insbesondere bei Kohärenzzeit, Miniaturisierung und potenzieller CMOS-Integration, während supraleitende Qubits momentan Technologieführer bei kurzfristiger Skalierung sind.

Vergleich mit Ionenfallen

Ionenfallen-Qubits (z. B. bei IonQ, Honeywell) basieren auf gefangenen Atomen, deren elektronische Zustände durch Laser kontrolliert werden. Sie gelten als sehr kohärente, aber schwer zu skalierende Systeme.

Vorteile von Ionenfallen:

  • Extrem lange Kohärenzzeiten (> 10 Sekunden)
  • Sehr hohe Gatterpräzision (Fehler < 0.1 %)
  • Gute Vernetzbarkeit durch photonische Bus-Systeme

Herausforderungen gegenüber Donator-Qubits:

  • Große physikalische Dimension der Fallen (mehrere cm)
  • Hohe Anforderungen an Vakuum, Laser und optische Kontrolle
  • Langsame Operationen im Millisekundenbereich
  • Eingeschränkte CMOS-Kompatibilität

Donator-Qubits bieten hier den Vorteil der massiven Integrationsfähigkeit auf Nanometerskala sowie kompakter Architektur, wohingegen Ionenfallen primär in der Präzisionsforschung und metrologischen Anwendungen dominieren.

Vergleich mit topologischen Qubits

Topologische Qubits beruhen auf nichtabelschen Quasiteilchen (z. B. Majorana-Fermionen) in speziellen Materialien mit topologischer Supra- oder Quanten-Hall-Ordnung. Sie versprechen inhärente Fehlerresistenz durch nichtlokale Zustandskodierung.

Vorteile topologischer Qubits (theoretisch):

  • Immunität gegenüber lokalen Störungen
  • Robuste Zustandsmanipulation durch Braiding
  • Potenziell sehr geringer Korrekturbedarf

Derzeitige Einschränkungen:

  • Keine skalierbare experimentelle Realisierung bis heute
  • Hohe Anforderungen an Materialdesign (z. B. Supraleiter-Topolog-Hybride)
  • Komplexe Readout-Mechanismen
  • Ungewissheit über reale Fehlertoleranzgrenzen

Im Vergleich sind Donator-Qubits zwar nicht topologisch geschützt, dafür aber real verfügbar, gut kontrollierbar und mit hoher Kohärenz ausgestattet – was sie zur praxisnäheren Plattform für aktuelle Systementwicklung macht.

Bewertung im Hinblick auf Fehlerresistenz, Skalierbarkeit und Reife

Kriterium Donator-Qubits Supraleitende Qubits Ionenfallen Topologische Qubits
Kohärenzzeit (T₂) Sekunden (mit ²⁸Si) 10–200 µs >10 s (theoretisch unbegrenzt)
Gattergeschwindigkeit ~µs (ESR-basiert) ~10–100 ns ~100 µs (unbekannt)
Fehlerresistenz gut bei niedriger Störung gut, mit Korrekturverfahren sehr hoch (aber hardwarelastig) sehr hoch (theoretisch)
Skalierbarkeit sehr hoch (nm-Skala) mittel-hoch (mm-Skala) begrenzt durch Optik und Vakuum unklar, da experimentell nicht reif
Reifegrad der Technologie fortgeschritten (STM, CMOS) industriell erprobt im industriellen Aufbau noch experimentell
CMOS-Kompatibilität ausgezeichnet sehr gering keine keine

Zusammenfassung:

Donator-Qubits vereinen eine einzigartige Balance aus hoher Kohärenz, Miniaturisierbarkeit und Integrationsfähigkeit. Sie sind gegenüber supraleitenden Systemen kompakter und langlebiger, im Gegensatz zu Ionenfallen besser skalierbar und im Vergleich zu topologischen Qubits technologisch verfügbar.

Langfristig könnten Donator-Qubits eine Brückentechnologie darstellen, die den Übergang von spezialisierten Laborexperimenten zu skalierbaren Quantenchips in der industriellen Fertigung ermöglicht.

Zukunft der Donator-Qubits

Offene Forschungsfragen

Trotz bedeutender Fortschritte in der Forschung bleiben wesentliche Fragen zur umfassenden Nutzung von Donator-Qubits offen. Die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von ihrer Beantwortung ab.

Platzierungspräzision und Produktionsskalierung

Zwar erlaubt die STM-Technologie atomgenaue Platzierung, doch ist sie bislang nur für Einzelgeräte oder kleine Arrays praktikabel. Offen ist:

  • Wie lassen sich Millionen Donatoren kontrolliert und reproduzierbar implantieren?
  • Können skalierbare Lithographie- oder Druckprozesse entwickelt werden, die atomare Präzision und industrielle Reproduzierbarkeit verbinden?

Dynamische Kontrolle und Adressierung

Die präzise Steuerung einzelner Donator-Qubits erfordert individuelle Gate-Architekturen. Doch bei Hunderten oder Tausenden Qubits ist ein explizites Drahtlayout nicht mehr praktikabel. Daher stellt sich die Frage:

  • Welche elektrischen Multiplexing-Strategien sind mit Donator-Arrays kompatibel?
  • Wie lassen sich elektrostatische Crosstalk-Effekte unterdrücken?

Fehlerkorrektur in realistischen Arrays

Theoretische Codes wie der Surface Code sind grundsätzlich kompatibel mit Donator-Architekturen. Doch entscheidend ist:

  • Wie robust sind diese Codes gegen physischen Platzierungsfehler, Kopplungsschwankungen und Ausleserauschen?
  • Kann eine vollständige Fehlerkorrekturkette experimentell auf Basis von Donator-Qubits demonstriert werden?

Visionen für großskalige Donator-Qubit-Prozessoren

Die Vision eines großskaligen Donator-Qubit-Systems basiert auf der Idee, quantenmechanische Logikgatter, Steuerung, Fehlerkorrektur und Auslesung vollständig in Silizium zu integrieren. Dies umfasst:

2D-Donator-Arrays

Mit Hilfe atomar platzierter Phosphoratome lassen sich regelmäßige Qubit-Gitter realisieren. Ziel ist es, Arrays mit Hunderten Qubits herzustellen, die:

  • durch Gate-basierte Kopplung logisch verbunden sind,
  • individuell adressiert, aber elektrisch gruppiert angesteuert werden,
  • Ausleseelemente wie quantensensible Transistoren enthalten.

3D-Verschaltung und vertikale Integration

Ein langfristiger Ansatz ist die 3D-Integration, bei der Donator-Qubit-Ebenen mit klassischen Steuerchips gestapelt werden – vergleichbar mit heutigen NAND-Flash-Strukturen. Dies ermöglicht:

  • reduzierte Verdrahtungskomplexität,
  • Integration kryogener CMOS-Logik,
  • Aufbau vollständiger Quantenchips mit Millionen Qubits.

Internationale Roadmaps und strategische Förderinitiativen

Donator-Qubits sind zunehmend in internationalen Quantentechnologie-Strategien verankert. Mehrere Länder und Institutionen fördern gezielt deren Weiterentwicklung.

Australien: CQC²T und Silicon Quantum Computing

Australien ist weltweit führend im Bereich Donator-Qubits. Die Initiative CQC²T (Centre for Quantum Computation & Communication Technology) fördert seit über 15 Jahren Grundlagen- und Anwendungsforschung.

  • Unternehmensgründung Silicon Quantum Computing (SQC) zur Kommerzialisierung
  • Ziel: Bau eines 100-Qubit-Donatorprozessors bis 2030

EU: Quantum Flagship

Das EU-weite Forschungsprogramm Quantum Flagship unterstützt Projekte zur Entwicklung von skalierbaren, siliziumbasierten Quantenarchitekturen:

  • z. B. QMiCS (Quantum Microwaves for Communication and Sensing)
  • Fokus auf Integration photonischer Busse und Steuerlogik

USA: DOE, NIST und NSF

In den USA sind Donator-Systeme Teil der Strategien des Department of Energy (DOE), des National Institute of Standards and Technology (NIST) und des National Science Foundation (NSF).

  • Langfristige Förderung hybrider Qubit-Systeme
  • Betonung auf Metrologie, Fehlerkorrektur und Schnittstellenentwicklung

Donator-Qubits als Baustein zukünftiger Quanteninfrastrukturen

In einem vollständig entwickelten Quantenökosystem werden verschiedene Qubit-Technologien nebeneinander existieren – angepasst an ihre jeweilige Spezialität. Donator-Qubits haben dabei das Potenzial, eine fundamentale Rolle als integrative Infrastrukturtechnologie zu spielen.

Speicher- und Kontrollknoten

In verteilten Quantenarchitekturen könnten Donator-Qubits:

  • Speicherknoten in Quanten-Netzwerken darstellen,
  • lokale Kontrolllogik mit CMOS-Chips kombinieren,
  • langfristige Datenspeicherung für Quantenkommunikation übernehmen.

Integration in Quanten-Cloud-Plattformen

Donator-Qubit-Systeme könnten in modulare Recheneinheiten aufgeteilt werden, die über photonische oder elektronische Schnittstellen in Quanten-Cloud-Infrastrukturen eingebunden sind – als sogenannte „Quantum Processing Units“ (QPUs).

Verbindung zwischen klassischer und Quantenwelt

Durch ihre CMOS-Kompatibilität könnten Donator-Qubits mittelfristig eine Brückentechnologie darstellen, die klassische Steuerungslogik direkt mit quantenmechanischen Rechenoperationen vereint – ein entscheidender Schritt in Richtung praktikabler, industrieller Quantencomputer.

Fazit

Würdigung eines einzigartigen Qubit-Konzepts

Donator-Qubits stellen eine der faszinierendsten und zugleich vielversprechendsten Realisierungen quantenmechanischer Informationsverarbeitung dar. Sie kombinieren eine atomare Minimalarchitektur mit bemerkenswerten Kohärenzeigenschaften, was sie in vielen Disziplinen der Quantenwissenschaft zu einem hochattraktiven Forschungsobjekt macht.

Die physikalische Klarheit der zugrundeliegenden Mechanismen – von der Hyperfeininteraktion bis zur Tunnelkopplung – erlaubt eine präzise theoretische Modellierung und skalierbare technische Umsetzung, wie sie bei kaum einem anderen Qubit-Typ gegeben ist.

Der Weg zur technologischen Reife

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden erhebliche Fortschritte gemacht: von Kanes theoretischem Vorschlag über die STM-gestützte Platzierung einzelner Donatoren bis hin zu funktionalen Zwei-Qubit-Gattern in kristallinem Silizium. Donator-Qubits haben bewiesen, dass sie nicht nur ein akademisches Konzept, sondern eine reale Hardwareplattform darstellen.

Doch der Weg zur industriellen Reife ist noch nicht vollständig gegangen. Es braucht skalierbare Fertigungsprozesse, automatisierte Kontrolle und robuste Fehlerkorrekturmechanismen, um Donator-basierte Quantenprozessoren in den produktiven Einsatz zu bringen.

Strategischer Stellenwert in der Quantenlandschaft

In einer zunehmend differenzierten Quantenlandschaft, in der supraleitende Qubits, Ionenfallen, photonische Systeme und topologische Konzepte jeweils ihre Nische finden, könnten Donator-Qubits eine strategische Mittlerrolle einnehmen:

  • Als brückenschlagende Technologie zwischen Quanten- und Halbleiterwelt
  • Als Speicherkomponenten in modularen Quantenarchitekturen
  • Als präzise steuerbare, lokal gekoppelte Bausteine für logische Qubit-Cluster

Ihre CMOS-Kompatibilität und die Fähigkeit zur Integration in bestehende Fertigungsumgebungen geben ihnen dabei einen entscheidenden industriellen Vorteil.

Perspektive: Vom Einzelqubit zum globalen Quantenknoten

Mit dem richtigen strategischen Fokus könnten Donator-Qubits in den kommenden Jahren die Transformation vom Laborsystem zur tragenden Säule quanteninformativer Infrastrukturen vollziehen. Als Speicher, Kontrollinstanz oder Rechenkern – ihre physikalischen Eigenschaften sind ideal, um eine nachhaltige Rolle in der Realisierung einer skalierbaren Quanteninformationsverarbeitung zu übernehmen.

Der nächste große Meilenstein wird die erfolgreiche Demonstration eines fehlerkorrigierten Donator-Qubit-Prozessors sein – ein Signal dafür, dass Quantencomputer mit atomarer Präzision nicht nur denkbar, sondern auch produzierbar sind.

Mit freundlichen Grüßen Jörg-Owe Schneppat

Weiterführende Links

Centre for Quantum Computation and Communication Technology (CQC²T), UNSW Sydney

Das CQC²T ist das weltweit führende Zentrum für die Forschung an Donator-Qubits. Unter Leitung von Prof. Michelle Simmons entstand hier das erste atomar platzierte Qubit auf Basis eines einzelnen Phosphoratoms in Silizium. Die Forschungsgruppe entwickelte auch das erste Zwei-Qubit-Gatter mit Donatoren, das im STM-Fertigungsprozess strukturiert wurde.

Relevanz: Wegweisend in der präzisen Herstellung und Integration von Donator-Qubits in Siliziumchips.

Website: https://www.cqc2t.org

Silicon Quantum Computing Pty Ltd (SQC)

Ein kommerzielles Spin-off aus dem UNSW/CQC²T mit dem Ziel, Donator-Qubits industriell verfügbar zu machen. SQC entwickelt siliziumbasierte Quantenprozessoren mit atomarer Präzision und verfolgt eine vollständige CMOS-kompatible Skalierung.

Relevanz: Zentraler Akteur für die Technologietransferphase zwischen akademischer Forschung und kommerzieller Qubit-Hardware.

Website: https://www.siliconquantumcomputing.com

Professor Michelle Y. Simmons, UNSW Sydney

Pionierin im Bereich der atomar präzisen Platzierung von Donator-Qubits. Ihre Forschungsgruppe gilt als erste weltweit, die vollständige logische Operationen zwischen Qubits auf Basis einzelner Donatoren demonstrierte.

Auszeichnungen:
  • Australian of the Year 2018
  • Fellow of the Royal Society
  • L’Oréal-UNESCO Women in Science Laureate

Relevanz: Wissenschaftliches Rückgrat der praktischen Donator-Qubit-Entwicklung.

Profilseite: https://www.science.org.au/profile/professor-michelle-simmons

Bruce E. Kane, University of Maryland

Der Theoretiker, der 1998 mit seiner Nature-Publikation die Grundlage für Donator-Qubits legte. In seinem Konzept wurde erstmals die kontrollierte Hyperfeininteraktion in ³¹P-Donatoren als Mittel für Quanteninformationsverarbeitung vorgeschlagen.

Relevanz: Urvater des Donator-Qubit-Konzepts. Ohne seine Idee gäbe es keine Plattform dieser Art.

Profilseite: https://www.physics.umd.edu/people/faculty/kane.html

QuTech – Delft University of Technology

QuTech erforscht Quantencomputing und -netzwerke mit verschiedenen Qubit-Plattformen, darunter auch hybride Architekturen mit Donator-Qubits. Fokus liegt auf Skalierung, Fehlerkorrektur und Systemintegration.

Relevanz: Zentrale Rolle in der europäischen Koordination von Quanteninitiativen. Führend in modularen und fehlertoleranten Quantenarchitekturen.

Website: https://qutech.nl

Quantum Flagship (EU)

Das europäische Leitprogramm zur Quantenforschung. Innerhalb der Roadmap ist Silizium ein explizit geförderter Materialpfad. Projekte wie SEEQC, QMiCS und SQUARE fördern gezielt die Integration von siliziumbasierten Qubit-Systemen, inklusive Donatoren.

Relevanz: Strukturelle Unterstützung für langfristige Skalierung und technologische Vernetzung.

Website: https://qt.eu

National Institute of Standards and Technology (NIST, USA)

Führt Grundlagenforschung zur Standardisierung von Quantenmessungen durch. Donator-Qubits sind Teil ihrer Metrologiestrategie, insbesondere in Bezug auf spinbasierte Magnetfeldmessung und Frequenzstabilität.

Relevanz: Essentiell für die Normierung und Präzisionsmetrologie spinbasierter Quantenhardware.

Website: https://www.nist.gov

Nature Quantum Information

Führendes Fachjournal für Quanteninformationsverarbeitung. Zahlreiche wegweisende Artikel zu Donator-Qubits, STM-Platzierung, Spinmanipulation und Kopplung in Silizium erscheinen regelmäßig in diesem Journal.

Relevanz: Hauptquelle für peer-reviewed Spitzenforschung zu Donator- und Spin-Qubits.

Website: https://www.nature.com/natquantuminf

IEEE Journal of Quantum Electronics

Technikorientiertes Fachjournal mit Schwerpunkten auf Hardwarearchitekturen, Gatterdesign, Spinmanipulation und siliziumbasierter Quantenoptik. Relevante Beiträge zu elektronischer Steuerung von Donator-Qubits und Halbleiterkopplung.

Relevanz: Bindeglied zwischen physikalischer Grundlagenforschung und elektronischer Systemintegration.

Website: https://ieeexplore.ieee.org/xpl/RecentIssue.jsp?punumber=3

University of Wisconsin-Madison – Department of Physics

Forschungsgruppe um Prof. Mark Eriksson mit Beiträgen zur elektrischen Kopplung und Mikrowellensteuerung von Donator-Qubits in Silizium. Kooperationspartner von CQC²T im Bereich der gatebasierten Qubit-Adressierung.

Relevanz: Pionierarbeit bei der Integration von Donator-Qubits mit skalierbaren Gate-Architekturen.

Website: https://www.physics.wisc.edu